Premiere: 22.02.2006
Theaterhaus Gessnerallee Zürich
Immer wieder werden Menschen vom Bedürfnis nach Glück dazu
angetrieben, die Angst vor Ungewohntem zu überwinden und neue, unbekannte
Wege auszuprobieren. Je süchtiger man ist nach diesen Glücksmomenten,
je mehr Barrieren man überwindet, desto mehr weitet sich der menschliche
Bewegungs- und Handlungsspielraum aus, desto mehr wird möglich. Dem
gegenüber steht stets von neuem die Angst die es zu überwinden
gilt, das Bedürfnis, in der Sicherheit gewohnter Strukturen zu verharren.
Dieses Spannungsfeld zwischen Angst und Glück dient, auf eine körperliche
Ebene übersetzt, dem in Zürich lebenden Choreografen Hideto
Heshiki als Basis für sein neues Stück "Happy Freaks".
Heshiki verdeutlicht in seiner Choreografie das Entstehen von Bewegungsfreude,
Momente, in welchen eingeübte Bewegungsmuster durchbrochen und die
aus Angst entstandene körperliche Verspannung überwunden wird.
Wer sich aus dieser körperlichen Hemmung, hinter der entfernt auch
immer der Schatten des Todes lauert, befreien kann, findet in einer neuen,
erweiterten Sichtweise Momente von Bewegungsfreude, die allerdings nur
solange dauern, bis der neu gewonnene Spielraum zur Gewohnheit wird.
Eine musikalische Entsprechung zu diesem Mechanismus fand Heshiki in den Klaviersonaten von Domenico Scarlatti. Die verschiedenen Tonfarben und variablen Tempi in den über 500 Stücken sind dem Choreografen Beweis dafür, dass der Komponist nicht gemäss vorgegebener Muster komponierte, sondern vielmehr verschiedene Komponenten seiner Wahrnehmung in sein Werk einfliessen liess. Die Vielfalt und Differenziertheit dieser Musik zeigt, dass Scarlatti, von Neugier getrieben, immer wieder versucht hat, seine Wahrnehmungsgewohnheiten zu durchbrechen. In "Happy Freaks" schafft Heshiki zu einer Auswahl aus den Klaviersonaten Scarlattis eine dynamische Struktur, in der Tanz, Raum, Musik und Licht sich gegenseitig bedingen, aufeinander reagieren, sich harmonisieren und zu einem Ganzen verweben.
Besondere Spannung entsteht in der Tanzperformance zudem durch das Aufeinandertreffen zweier völlig unterschiedlicher Kulturen. Hideto Heshiki nimmt als Ausgangspunkt seiner Bewegungs- und Raumrecherche die traditionelle japanische Tanztheaterform "Kabuki" und stellt sie der Barockmusik Domenico Scarlattis gegenüber. Können diese zwei so unterschiedlichen Kunstformen einen Dialog eingehen?
Choreografie & Tanz Hideto Heshiki Am Flügel Akiko Okabe Musik Domenico Scarlatti, Clavier-Sonaten Licht Frank Dardel & Niki Good Bühne Frank Dardel & Niki Good Kostüm Andrea Freund Produktionsleitung Noriaki Ikeda & Niki Good Koproduktion Theaterhaus Gessnerallee Gefördert durch Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Migros Kulturprozent, Präsidialdepartement der Stadt Zürich, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, Fondation Nestlé pour l'Art, Stanley Thomas Johnson Stiftung, Familien-Vontobel-Stiftung, Kulturstiftung Winterthur, Karl und Sophie Binding Stiftung Dank an Tanzhaus Zürich Zürich, Tina Good, Susana Panadès Diaz, Rudi Van Der Merwe, Serena Schranz, Catherine Flubacher, Raphaël Brand, Yuka Raeuber
Neue Zürcher Zeitung, 24.02.2006 (PDF):
Flügelschläge wie im Fluge
Tages-Anzeiger, 24.02.2006 (PDF):
Mut zur Schönheit
Basler Zeitung, 27.02.2006 (PDF)
Musik, die durch den Körper fliesst